Mittwoch, 11. September 2013

Das neue Gotteslob

Satans Singstunde?



Nun ist es bald soweit: Das neue Gotteslob soll in diesem Jahr veröffentlich werden. Im Vorfeld gab es ja viele Aktionen rund um das neue Gesangbuch der katholischen Kirche in Deutschland, so auch eine umfassende Umfrage unter "Christen katholischen Glaubens" (Taufscheinchristen?), welche Dinge sie denn im neuen Gotteslob wiederfinden möchten. Nach zehn Jahren intensiver Arbeit sickert nun allmählich durch, wie das Gotteslob aufgebaut sein wird. Und was da zu Tage kommt, erschüttert uns! Aber fangen wir von vorne an.

Zuallererst fällt auf, dass man auf eine liebgewordene Tradition verzichtet. War es bei anderen Ausgaben noch so, dass ein Kreuz (das Heilszeichen der Christen!) das Cover zierte, so beauftragte man diesmal einen religionsfernen Künstler mit der Gestaltung des Einbands. Wir nehmen an, dass er in seiner kreativen Phase zuviel Alkohol im Blut gehabt hat. Denn alles mögliche lässt sich in dieses Symbol interpretieren. Nur ein Kreuzzeichen ist daran nicht zu erkennen. Kein Wunder, das bei diesem Thema schon ein Aufschrei durch die Gemeinden ging.



Wir erinnern uns an den Spruch:  

In hoc signo vinces!

Aber gut, wer braucht schon das Kreuz? Die kirchlichen Würdenträger im deutschen Sprachraum werden wohl demnächst noch ihre Pektoral-Kreuze ablegen. Aber halten wir uns nicht länger mit solchen künstlerischen Entgleisungen auf, kommen wir zum Inhalt des Machwerkes. 

Waren Sie schon einmal in Taizé? Ja genau, der Ort an denen sich überkonfessionell junge und alte Menschen treffen, um ihren Glauben zu feiern. Teilweise natürlich mit "Gebräuchen" die den katholischen Glauben und die Liturgie der Kirche unterwandern. Kennen Sie Taizé wirklich nicht? Sie brauchen es jetzt auch nicht mehr besuchen. Denn jetzt kommt Taizé in die deutschen Pfarrkirchen: Für viele mag das eine grauenhafte Vorstellung sein. Aber für die deutsche Bischofskonferenz ist das ein weiterer Schritt in Richtung "gelebter Glaube." Man entfernt sich mit der neuen Ausgabe des Gotteslobs noch einmal mehr bewusst vom katholischen Glauben.

Folgende Fakten möchte ich in kurz anführen:

- Erstauflage 3,6 Millionen Exemplare
- 144 "alte" Lieder aus dem alten Gotteslob
- 136 "neue" Lieder
- 25% mehr Inhalt im Vergleich zum alten Gotteslob

Übersicht der Lieder im neuen Gotteslob:

  • glücklicherweise wurden wieder einzelne Choral-Messen des Kyriale in das neue Gotteslob aufgenommen (wobei aber anzunehmen ist, dass diese weiterhin kaum gebraucht werden)
 Lieder mit Noten
  • beliebte Lieder aus dem alten Gotteslob (z.B. "Klassiker" von Huub Oosterhuis, die allesamt durch die Gottesdienstkongregation getadelt und verworfen wurden)
  • neu hinzugekommen sind zahlreiche Taizé-Gesänge (z.B. »Meine Hoffnung und meine Freude«)
  • ebenso finden wir »Hits« aus dem Bereich Neues Geistliches Lied (bspw. »Bewahre uns Gott, behüte uns Gott« und »Dass du mich einstimmen lässt in deinen Jubel, o Herr«)
  • populäre Lieder, die sich bisher oft in den alten Regionalanhängen fanden (z.B. »Tochter Zion«, das berühmte »Heilig« von Schubert, »Der Mond ist aufgegangen«), haben jetzt einen festen Platz erhalten
  • beliebte traditionelle Lieder aus älteren Gesangbüchern, die man im alten Gotteslob vermisst hat, wurden ebenfalls mit aufgenommen
  • schließlich gibt es eine Reihe neuer Liedthemen im Gotteslob, die die Menschen von heute bewegen wie beispiesweise »Schöpfung und Gerechtigkeit«
Die Liedauswahl wurde zusammen mit der „Arbeitsgemeinschaft ökumenisches Liedgut im deutschen Sprachraum“ getroffen. Demnach entspricht etwa Hälfte aller Lieder und Gesänge dem interkonfessionellen Konsens. Zugunsten der Ökumene wird wieder einmal der katholische Glaube, der sich in Gebeten und Liedern ausdrückt, geschmälert.


Eine kleine Kostprobe gefällig?

https://www.youtube.com/watch?v=mt54gafwlUM


Es ist auffällig, dass man sich grade für dieses Lied entschied. Es zeigt doch stark den ökumenischen Geist, der bald in den Kirchen wehen wird. Übrigens hoffen wir, dass dieser bischöfliche Chor noch einmal Gesangsunterricht nehmen wird. Andernfalls würde diese Leistung nichteinmal für den Musikantenstadel ausreichen.

Die Annäherung an die evangelischen Gemeinschaften ist im vollen Gange und das neue Gotteslob beweist, dass auch im Liedgut eine Anbiederung seitens der katholischen Kirche stattfindet, denn die meisten Lieder wird es dann nur noch in der ökumenischen Fassung geben. Interessant ist noch zu erwähnen, dass die Gottesdienstgongregation die neue Ausgabe vor diesem Hintergrund mehrfach bemängelt hat. Nur durch listige Verhandlungen und fadenscheinige Argumente gelang es der deutschen Bischofskonferenz dennoch die Rekognoszierung des Heiligen Stuhls zu erlangen. Also dürfen sich die deutschen Katholiken quasi auf einen Alleingang ihrer Bischöfe freuen, der hoffentlich keine weiten Kreise ziehen wird.

Wir dürfen und wir wollen natürlich keine Bücher verbrennen. Allerdings müssen wir gestehen, dass das neue Gotteslob ein heißer Kandidat für solch eine Aktion wäre. In diesem Sinne möchte ich nicht, wie sonst üblich, mit dem "Gloria Patri" schließen, sondern ein altes Kirchenlied zum besten geben, das glücklicherweise seinen Einzug ins neue Gotteslob feiern darf, obwohl es katholisch ist:


Ist das der Leib, Herr Jesu Christ
1. Ist das der Leib, Herr Jesus Christ, der Tod im Grab gelegen ist?
Kommt her ihr Christen jung und alt, schaut die verklärte Leibsgestalt.
Halleluja, Halleluja
2. Der Leib ist klar, klar wie Kristall, Rubinen gleich die Wunden all;
die Seel durchstrahlt ihn licht und rein, wie tausendfacher Sonnenschein.
Halleluja, Halleluja 
3. Der Leib empfindet nimmer Leid, bleibt unverletzt in Ewigkeit,
gleichwie so viele tausend Jahr die Sonne leuchtet eben klar.
Halleluja, Halleluja
4. O Leib, wie zart, o Leib wie Fein, dringst durch verschlossene Türen ein
wie durch das Glas die Sonne geht, da nichts den Strahlen widersteht.
Halleluja, Halleluja 
 
11.09.2013                                                            subscripsi: Hadrian